24. April 2020
Radio Free Asia, www.rfa.org

Tibetischer Mönch stirbt nach zwei Jahren an den Folterverletzungen, die er in der Haft erlitten hat

Ein tibetischer Mönch, der 2017 mit den chinesischen Behörden in Konflikt geraten war, weil er Botschaften des Dalai Lama verbreitet hatte, ist verstorben. Die letzten Jahre war er in sehr schlechtem Gesundheitszustand, nachdem er im Gefängnis schwer gefoltert worden war.

Laut einer tibetischen Quelle, die anonym bleiben muß, soll Gendun Sherab am 18. April 2020 gestorben sein.

„Er wurde vor drei Jahren unter der Anklage verhaftet, politisch sensible Dokumente auf WeChat und in sozialen Medien verbreitet zu haben“, sagte die Quelle gegenüber dem Tibetischen Dienst von RFA.

Das mitgeteilte Dokument war „ein Anerkennungsschreiben Seiner Heiligkeit des Dalai Lama bezüglich der Reinkarnation von Choedon Rinpoche aus dem Kloster Sera Je Lhopa Khantsen“, fügte er hinzu.

Der Quelle zufolge wurde Gendun Sherab auf eine Watchliste der chinesischen Regierung gesetzt, nachdem er aus dem Kloster Rabten im Bezirk Sog (chin. Suo) als wegen seiner kontroversen politischen Ansichten verdächtige Person ausgewiesen wurde.

Lage des Kreises Sog in der Präfektur Nagchu

„Während seiner Haft wurde er von seinen Häschern schwer gefoltert und durfte sich danach nicht einmal im Krankenhaus behandeln lassen“, so die Quelle.

„Die Behörden hielten ihn drei Monate lang in einem Haftzentrum in Lhasa fest, während derer sie ihn schwer schlugen. Die Folter war so entsetzlich, daß er seinen Körper nicht mehr bewegen konnte und unfähig war, zu sprechen“.

Der Mönch wurde von den Behörden freigelassen, nachdem er lebensbedrohliche Verletzungen erlitten hatte. „Sie haben ihn nur gehen lassen, weil es ziemlich klar war, daß er bald sterben würde“, sagte die Quelle.

„Aber da sie ihm alle politischen Rechte entzogen und ihn praktisch auf die schwarze Liste gesetzt hatten, nahm ihn kein Krankenhaus mehr auf. Deshalb verließ er Lhasa und suchte heimlich Hilfe bei traditioneller tibetischer Medizin in seiner Heimat“.

Aber die traditionellen Behandlungen halfen nicht viel. Gendun Sherab lebte noch etwa zwei Jahre mit den Verletzungen, die er durch die Folter erlitten hatte, bis zu seinem Tod im Alter von 50 Jahren zuhause im Dorf Barkal in der Gemeinde Rongpo im Bezirk Sog.  Der Name seines Vaters ist Gyaljig.

Tibet, das ehemals eine unabhängige Nation war, wurde vor 70 Jahren gewaltsam von China eingenommen und eingegliedert, woraufhin das geistige Oberhaupt Tibets, der Dalai Lama, und Tausende seiner Anhänger ins Exil nach Indien flohen.

Die chinesischen Behörden haben Tibet und die von Tibetern bewohnten Regionen in den westlichen Provinzen Chinas fest im Griff. Sie schränken die politischen Aktivitäten der Tibeter und die friedliche Äußerung ihrer kulturellen und religiösen Identität ein und unterwerfen die Tibeter Freiheitsstrafen, Folter und außergerichtlichen Tötungen.